Liebe Motorsportfans,

ich wurde in den letzten Tagen oft gefragt, wie ich mit der Enttäuschung nach dem frühen Ausfall beim Saisonfinale in Kyalami und dem so entgangenen möglichen Titel in der Intercontinental GT Challenge umgehe. Ganz ehrlich: Das ist alles verarbeitet und abgehakt. Ich kann es nicht mehr ändern, und darüber nachzudenken, bringt mich auch nicht weiter. Also tue ich es nicht. Ich bin mir sicher, dass wir in Südafrika den Titel geholt hätten, und es gibt viel Positives aus den fünf IGTC-Rennen zu ziehen: Wir waren schnell, wir waren konstant, die ganze Saison über, und das bleibt mir als erfreuliche Erkenntnis und Ansporn für die Zukunft.

Das Ende einer Rennsaison bietet immer einen guten Anlass zum Reflektieren. Leider bin ich nach dem überraschenden Rückzug von P1 Motorsports im Frühjahr viel weniger gefahren als geplant. Was zum einen einfach schade war, weil ich mich auf das USA-Programm gefreut hatte und zumindest die IMSA-Läufe gerne bestritten hätte, zum anderen war es aber auch nicht einfach für mich als Rennfahrer. Denn je weniger man fährt, desto schwieriger ist es, einen hohen Rhythmus beizubehalten. Ich habe das in den IGTC-Rennen besonders gemerkt. Du kommst an die Strecke, bist wochenlang nicht im Auto gesessen und brauchst im Cockpit erst mal eine Viertelstunde, um dich zu finden. Derweil waren meine Kollegen Max, Lello oder Maro voll im Flow, weil sie am Wochenende davor schon im Einsatz gewesen waren und das Wochenende davor auch.

Das war einfach nicht zu ändern. Die Absage kam ja erst spät im April, und dann stehen alle Programme schon. Mercedes-AMG hat mich super unterstützt und auch noch einige Einsätze für mich gefunden. Aber 13 weggefallene USA-Rennen waren so spät in der Saison natürlich nicht mehr zu kompensieren.

Immerhin: In den Rennen, die ich gefahren bin, war ich gut und erfolgreich unterwegs. Vielleicht mit Ausnahme der 24 Stunden Daytona, die überhaupt nicht gut gelaufen sind. Dennoch war das eines meiner Saisonhighlights, weil es das erste Mal war und ich diesen Klassiker immer schon mal gerne bestreiten wollte. Die sportlichen Höhepunkte der Saison waren aber sicher der zweite Gesamtrang bei den 24 Stunden Nürburgring, wo wir zwar nicht die Schnellsten waren, unseren Mercedes-AMG GT3 aber, anders als viele Konkurrenten, ohne Scherereien ins Ziel gebracht haben. Oder mein erster VLN-Sieg im Oktober und die 12 Stunden von Bathurst. In den frühen Morgenstunden von der Pole aus das Rennen anzuführen, war großartig.

Ein Rennfahrer analysiert ja nicht nur Ergebnisse und technische Details, er hinterfragt sich auch stets selbst. Ich mache das jedenfalls, weil ich davon überzeugt bin, dass ich überall noch Luft nach oben habe. Ich glaube, ein Rennfahrer, der sich für perfekt hält, macht sich etwas vor. Man lernt in jedem Rennen etwas, deswegen ist es ja auch so wichtig, viel im Auto zu sitzen. Jeder Kilometer hilft dir – fahrerisch, beim Verständnis des Autos, beim Einschätzen von Situationen, wobei auch immer. Wenn du Bernd Schneider heißt, über 50 bist und alles gewonnen hast, dann gibt‘s vielleicht nicht mehr ganz so viel zu lernen. Aber ich bin 27, kann mich noch überall steigern und möchte das auch tun.

Ich würde gerne schon Details zur kommenden Rennsaison erzählen, kann es aber leider noch nicht. Wir sind in sehr guten Gesprächen und zuversichtlich, dass wir für 2020 ein schönes Programm auf die Beine stellen können. Mehr kann ich Euch dann im neuen Jahr verraten.

Bis dahin wünsche ich Euch allen eine schöne Adventszeit, frohe Festtage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Vielen Dank für die Unterstützung in der abgelaufenen Saison, ich hoffe, Ihr drückt mir auch 2020 wieder die Daumen.

Bis bald!