Liebe Motorsportfans,

seit meiner letzten Kolumne ist einiges passiert – Positives und leider auch weniger Positives. Der Rückzug des Teams P1 Motorsports, für die ich als Fahrer in der IMSA-Serie und der Blancpain GT World Challenge America vorgesehen war, hat mein gesamtes Saisonprogramm über den Haufen geworfen. Es war für mich in mehrerlei Hinsicht enttäuschend, denn zum einen hatte ich mich sehr auf die noch kommenden Renneinsätze in den Vereinigten Staaten gefreut, und zum anderen findest du natürlich im April nicht mehr so ohne Weiteres einen Ersatz für 13 weggefallene Rennen.

Ich bin glücklich, seitens Mercedes-AMG so viel Unterstützung zu bekommen. Die Verantwortlichen bemühen sich sehr, mir weitere Gelegenheiten zum Fahren zu verschaffen. Zum Beispiel bei den Starts in der Britischen GT-Meisterschaft im Mercedes-AMG GT4 von ERC Sport und insbesondere bei dem Testeinsatz des neuen Mercedes-AMG GT3 unter der Flagge des Mercedes-AMG Team Driving Academy dieses Wochenende in Portimão. Ich komme gleich nochmal darauf zurück.

Meine übrigen beiden Schwerpunkte in dieser Saison verliefen bis dato sehr erfreulich. Der dritte Gesamtrang bei den 24 Stunden Nürburgring im Mercedes-AMG GT3 von Black Falcon Racing war ein tolles Erfolgserlebnis. Meine Teamkollegen Hubert Haupt, Thomas Jäger, Luca Stolz und ich sowie die gesamte Mannschaft wurden dafür belohnt, dass wir keine Fehler gemacht haben. Und die nötige Portion Glück hatten. Wir haben nicht links oder rechts geschaut, sondern sind einfach unseren Stiefel durchgefahren. Für mich persönlich war es schön, meinen Rhythmus auf der Nordschleife wieder zu finden, eine gute Pace zu zeigen und Spaß im Cockpit zu haben. Und dass es dann aufs Treppchen gereicht hat, ist umso schöner.

Auch die bisherige Saison in der Intercontinental GT Challenge „powered by Pirelli“, die ich für das Mercedes-AMG Team GruppeM Racing bestreite, verläuft nach Plan. Nach zwei von fünf Läufen führen Raffaele Marciello, Maximilian Götz und ich die Fahrerwertung an. Und nun steht am letzten Juli-Wochenende mit den 24 Stunden Spa ein weiteres Highlight und das wohl wichtigste Rennen der IGTC-Saison an. Weil Raffaele für ein anderes Team fährt, teile ich mir die „MANN-FILTER Mamba“ in Spa mit Max Götz und Lucas Auer.

An unseren Ansprüchen ändert das natürlich nichts. Wobei man die getrennt betrachten muss. Natürlich möchten wir alle dieses Saisonhighlight gewinnen. Andererseits geht es aber auch darum, so viele Punkte wie möglich zu sammeln. Und weil es bei den 24 Stunden Spa schon nach 6 und 12 Stunden Zähler für die IGTC-Gesamtwertung gibt, muss man seine Strategie auch darauf ausrichten, zu diesen Zeitpunkten bestmöglich positioniert zu sein.

Generell gilt für Spa: Feuer frei, 24 Stunden lang, wobei dich jeder Fehler den Sieg kostet. So einfach ist das, denn du kannst nicht davon ausgehen, dass den anderen das ja auch passieren wird. Einige der 72 top-besetzten GT3-Autos werden problemfrei durchkommen. Das ist Stochastik. Und ohne Glück wird’s wieder nicht gehen. Ich freue mich riesig darauf!

Von den offiziellen Testfahrten in Spa am Dienstag und Mittwoch dieser Woche bin ich direkt nach Portugal weitergeflogen, wo am Wochenende ein ganz besonderes Ereignis stattfindet. Im Rahmen der 24 Stunden von Portimão wird nämlich der brandneue Mercedes-AMG GT3 seinen ersten Renneinsatz erleben. Oder besser gesagt, einen ersten Testeinsatz unter Rennbedingungen, denn oberstes Ziel ist es ausnahmsweise nicht, das Rennen zu gewinnen oder das letzte Zehntel Performance herauszukitzeln, sondern das neue, in vielen Komponenten weiterentwickelte Fahrzeug auf Herz und Nieren zu erproben. Es geht darum, Daten zu sammeln und möglichst viele Eventualitäten eines Langstreckenrennens zu „erfahren“, um zu sehen, in welchen Bereichen noch Detailarbeit nötig ist. Hält alles? Passt die Servicefreundlichkeit für die Boxencrew? Wie verhält sich der Wagen über die Distanz? Man darf nie vergessen, dass es sich bei dem Mercedes-AMG GT3 um einen Kundensport-Rennwagen handelt, der für ein Nicht-Werksteam handelbar sein und in dem sich auch ein Amateurrennfahrer wohl fühlen soll.

Ich bin sehr stolz, dass mir AMG die Chance gibt, mich in die Entwicklungsarbeit einzubringen und Feedback zu geben. Ein neues Auto mitzuentwickeln, bringt unheimlich viel Spaß und ist eine extrem wertvolle Erfahrung, weil sie dich auch als Rennfahrer weiterbringt.

Ebenso übrigens wie die Rennen im Mercedes-AMG GT4. Wer denkt, ein GT3-erfahrener Pilot langweilt sich im GT4, vergisst einen wesentlichen Aspekt. Der GT4 ist schwerer, hat weniger Leistung und viel weniger Abtrieb als der GT3. Also musst du ihn komplett anders fahren, um schnell zu sein. Du musst sauberer fahren, das Auto mehr rollen lassen, den Speed mitnehmen. Das ist extrem anspruchsvoll, macht Spaß und schult auch die Vielseitigkeit des Piloten. Und bei allem, was mich als Rennfahrer besser machen kann, bin ich sofort und herzlich gerne dabei!

Ein kleineres Programm also als ursprünglich angedacht, aber ein nicht minder spannendes. Ich halte euch auf dem Laufenden.

Bis bald!

 

Ausblick: Heiße Hochsommerwochen für Maxi Buhk

Die beiden Hochsommermonate Juli und August bilden auch für Maximilian Buhk eine „heiße Phase“ seiner Saison. Am 6./7. Juli ist der 26-jährige Hamburger im Rahmen des 24 Stunden-Rennens auf dem Algarve Circuit im portugiesischen Portimão Teil der Entwicklungsmannschaft für den neuen Mercedes-AMG GT3, der für die Saison 2020 an interessierte Kundenteams ausgeliefert wird. Buhks Teamkollegen im Mercedes-AMG Team Driving Academy sind die Deutschen Hubert Haupt und Kenneth Heyer, der US-Amerikaner Charles Putman und der Niederländer Rik Breukers.

Am 20./21. Juli verstärkt Buhk erneut das Team ERC Sports beim Auslandsgastspiel der Britischen GT-Meisterschaft in Spa-Francorchamps. Nimmt der Norddeutsche die Berg- und Talbahn in den Ardennen bei dieser Gelegenheit im etwas „zivileren“ Mercedes-AMG GT4 unter die Räder, geht es am darauffolgenden Wochenende an selber Stelle im spektakulären Mercedes-AMG GT3 des Mercedes-AMG Team GruppeM Racing zur Sache. Buhk teilt sich die gelbe „MANN-FILTER Mamba“ bei den 24 Stunden Spa, dem dritten Lauf zur Intercontinental GT Challenge „powered by Pirelli“, mit Maximilian Götz und dem Österreicher Lucas Auer.

Der belgische Langstreckenklassiker könnte bereits richtungsweisend für den weiteren Verlauf der IGTC-Saison sein. Und schon vier Wochen später, vom 23. bis 25. August, steht mit dem 10-Stunden-Rennen im japanischen Suzuka der vorletzte Durchgang der IGTC 2019 an.