Q: Wie groß war die Umstellung für Dich vom Mercedes zum Bentley?
Maxi: Ich musste mich etwas an den Turbo gewöhnen. Der Mercedes hatte einen Saugmotor und jetzt mit 4.0 Liter Turbomotor im Bentley ist das Gefühl etwas anders, aber das gibt sich mit der Zeit. Das ABS arbeitet etwas anders und das Fahrgefühl ist natürlich nicht identisch, aber nach den ersten Stunden im Auto hat man sich dran gewöhnt und es fährt sich gut.

Q: Gibt es bei dem Motor denn noch das bekannte Turbo-Loch?
Maxi: Ja das gibt es schon, aber man versucht natürlich das mit Motor-Mappings und über das Setup so weit wie möglich zu minimieren. Dass man es nicht komplett abstellen kann ist natürlich klar. Wir waren mittlerweile aber schon viele Male zum Testen und haben es gut in den Griff bekommen. Es fühlt sich mittlerweile fast an wie ein Sauger.

Q: Das meintest Du, mit „das Gefühl ist ein bisschen anders“?
Maxi: Ja, genau, am Anfang war es wirklich noch schwierig mit Turbo-Loch vor allem in den niedrigen Gängen, da ist das Heck dann schneller mal ausgebrochen. Aber wie gesagt, mittlerweile geht es echt gut.

Q: Mit Deinem Zweijahresvertrag plus Option hast Du natürlich auch erstmal einiges an Sicherheit bekommen, oder?
Maxi: Ja, das ist ein gutes Gefühl. Jetzt weiß ich langfristig wie es weiter geht und habe auch etwas die Last von den Schultern. Ich kann mich dadurch nun noch etwas besser aufs Fahren konzentrieren.

Q: Spürst Du jetzt durch so eine Traditionsmarke wie Bentley besonderen Druck oder ist der Druck immer gleich?
Maxi: Der Druck ist immer gleich. Ich habe nur zusätzlichen Druck außerhalb des Autos, wie ich mich präsentiere und über die Marke Bentley, über das Auto und das Team spreche. Das ist der einzige Druck den ich zusätzlich habe.

Q: Gibt es ein klares Ziel welches Du Dir in diesem Jahr gesteckt hast?
Maxi: Ja, mein Ziel ist dieses Jahr, auch wenn es sich vielleicht etwas tiefgestapelt anhört, ein Rennen zu gewinnen mit dem Auto. Wir sind realistisch genug und meinen nicht um irgendwelche Meisterschaften mitzufahren, da das für HTP und mich vielleicht auch etwas früh kommt. Aber ein Rennen gewinnen wäre der erste Schritt und dann habe ich vor über das gesamte Jahr hinweg der schnellste von uns Bentley Boys zu sein. Es ist mir wichtig aus der Masse dieser sechs Fahrer herauszustechen und schneller zu sein als das andere Auto und meine Teamkollegen.

Q: Ein Rennen gewinnen schätzt Du aber auf jeden Fall als machbar ein?
Maxi: Ich denke es ist ein gutes Ziel, da ich das Gefühl habe, und Australien hat das bestätigt, dass das Niveau im GT-Sport im Vergleich zum letzten Jahr nochmal angezogen hat. Das Niveau steigt sowieso von Jahr zu Jahr und das GT3 Format wächst auch. Die Fahrer werden immer besser und auch die Hersteller schlafen nicht bei der Entwicklung der Wagen.

Q: Du hast den Bentley jetzt in Bathurst, Australien das erste mal im Rennen bewegt und auch gleich die schnellste Runde hingelegt, in deinem Morgen-Stint; Du bist ein Frühaufsteher oder?
Maxi: Generell mag ich es, wenn es dunkel ist, im dunkeln zu Fahren. Da habe ich auch gleich gemerkt, mit dem Wagen geht was, auch wenn wir seit dem Training ein kleines Handicap hatten. Dort hatten wir einen Unfall und seit dem stand das Lenkrad schief, also über das gesamte Qualifying und Rennen hinweg. Man konnte sich darauf einstellen, aber das hat es in Linkskurven etwas tricky gemacht, da es da einen mechanischen Punkt gab, über den man immer drüberlenken musste. Das war ein bisschen unangenehm zu fahren, aber irgendwann hat man sich daran gewöhnt. Daher war ich mit meinem Start auch ganz zufrieden, ich konnte ja von 21 bis auf 10 vorfahren zwischenzeitlich.

Q: Wäre auch noch mehr drin gewesen?
Maxi: Auf jeden Fall, wenn man sich anschaut, wo das Schwesterauto zum Schluss, also in der letzten Stunde, war, dann mit Sicherheit. Es ist ja beim Langstrecken Rennen immer das Ziel während der letzten Stunde in der Lead-Lap zu sein, du darfst also nicht überrundet sein, denn in der letzten Stunde fängt das richtige Rennen eigentlich erst an. Die ersten 11 Stunden fährst du das ganze eher taktisch, sodass du mitfährst und keine Fehler machst und auch keine Berührung hast. Wenn man die überstanden hat, geht es erst richtig um Positionen und da wird dann erst richtig angegriffen.

Q: Wenn du den Vergleich auf der Strecke Mount Panorama siehst zwischen dem Mercedes letztes Jahr und Bentley vor ein paar Wochen, war der Mercedes einfacher zu fahren?
Maxi: Nein, gar nicht. Im Vergleich zum letzten Jahr fand ich persönlich das Auto deutlich angenehmer zu fahren. Es gibt dir besonders in schnellen Ecken einfach mehr Selbstvertrauen und vermittelt noch ein besseres Gefühl als der Mercedes. Der Bentley kann dort unglaublich viel Aero entwickeln und das hilft dir wirklich. Auf der Bremse sind die beiden Autos identisch. Auch in den engen Kurven, wo Audi beispielsweise super stark ist, sind die beiden Autos fast gleich, beide sehr behäbig und tendieren durch den Front-Mittelmotor dort eher zum langsamen Auto und du kannst es schwieriger im Lastwechsel bewegen. Dort wo der Audi durch seinen Mittelmotor schnell ist, haben wir wirkliche Probleme mit Untersteuern, aber wir wissen das und es ist nichts schlimmes, was uns jetzt wahnsinnig viel Zeit kostet. Dafür müssen wir in schnellen Kurven nicht aufpassen, dass das Auto am Limit ist und ausbricht.

Q: Dein erstes Europa-Rennen dieses Jahr ist in Nogaro?
Maxi: Ja genau, in der Blancpain Sprint Serie. Wir waren dort schon letzte Woche zum Testen und trotz schwieriger Bedingungen lief es ganz gut.

Q: Der neunfache Le Mans Sieger und ehemalige Bentley Boy Tom Kristensen hat Dich vor kurzem gelobt und meinte: „Der Junge ist richtig schnell!“
Maxi: Wow, ich wusste nicht, dass er mich überhaupt kennt. Absolute Ehre für mich. Besser gehts ja gar nicht. Er ist eins meiner Vorbilder, denn du gewinnst nicht einfach so Le Mans und schon gar nicht neun Mal.

Q: Sind 24h oder 12h Rennen für Dich so die Highlights? Was begeistert dich besonders?
Maxi: Absolut, ich fahre generell gerne Langstrecke auch Endurance Serie, denn auch wenn man nur eine Stunde im Auto sitzt, hat man es mit ständig wechselnden Bedingungen zu tun. Die Strecke verändert sich, da hast du selbst bei einer Stunde im Auto zwei oder drei Umstellungen. Kann sein, dass sich die Strecke von Untersteuern auf einmal am Ende des Stints komplett auf Übersteuern ändert und die Reifen arbeiten auch sehr stark. Da die Balance zu halten ist eine besondere Aufgabe. Außerdem steht man ständig unter Strom gerade bei Langstreckenrennen will man immer wissen was gerade passiert, auch wenn man lieber schlafen sollte. Oder in Spa hat man in einem zwei Stunden Stint alles, von Regen über Sturm bis hin zu Trockenheit und natürlich auch nachts. Da ist es absolut geil zu fahren.

Q: Wie ist es als Deutscher mit Briten im Bentley zu fahren? Gibt es da Differenzen?
Maxi: Ja wir haben unterschiedlichen Humor. Aber sonst gibt es keine Probleme, es sind alle super nett und wir haben auch alle das selbe Ziel, auf das wir hinarbeiten.